LTL goes drama

LTL goes drama

Im zweiten Trimester des Schuljahres 2019/2020 starteten wir, Bäcker Samantha und Florimé Dervisi, im Lycée Technique de Lallange ein Projekt namens „LTL goes drama“, das mithilfe der Künstlerin Pascale Noé Adam auf die Beine gestellt wurde. Ziel war es, interessierten SchülerInnen Grundkenntnisse über das Theater allgemein beizubringen als sie auch an das Improvisationstheater heranzuführen. Wichtig war ebenfalls, ihnen die Möglichkeit zu bieten, sich in Form verschiedener Rollen in andere Figuren hineinzuversetzen. Weiterhin zielte der Workshop darauf ab, die sozialen Kompetenzen des einzelnen zu erweitern, da ein ständiger Austausch und Vertrauen zu den anderen Mitgliedern Voraussetzung für ein Gelingen ist. Den Höhepunkt stellte der für den 31. März geplante Auftritt in der Schule dar, bei dem die SchülerInnen kurze Auftritte in Form von „Sketches“ auf die Bühne bringen sollten. 
Pascale Adam war die Künstlerin, die den Workshop jeweils montags von 15 bis 16 Uhr 30 leitete und die aufgrund ihrer professionellen Erfahrung in Theater- und Filmproduktionen als auch dank ihrer offenen Art und ihrer kreativen Ideen schauspielerische Talente der Teilnehmer herauskitzeln konnte. Es entstand, selbst innerhalb des überschaubaren Zeitraums, eine kleine Gruppe, die Spaß an der Improvisationskunst hatte und jeden Montag motiviert daran teilnahm. 

Am ersten Treffen nahmen zwölf verschiedene SchülerInnen teil. Damit sich jeder Teilnehmer wohlfühlte, war es wichtig, sich zunächst näher kennenzulernen. 
Wir stellten uns in einen Kreis und warfen uns gegenseitig einen Ball zu, indem wir die Namen der Teilnehmer vorher riefen. Andere Aktivierungsspiele (u. a.namens „Wizz“) folgten und dienten dazu, die Stimmung aufzulockern. Darauf folgte eine weitere Aktivität mit dem Ziel, sich auf die anderen einzustimmen: Wir liefen alle still und durcheinander im Raum umher und sollten dabei versuchen, uns nicht zu berühren oder miteinander zu kommunizieren. Darüber hinaus wurden erste Versuche unternommen, sich konkrete Bilder vorzustellen und die jeweilige Situation mittels Mimik und Gestik darzustellen. Auf die Ansage von Pascale, die zum Beispiel „Strand“ rief, sollte jeder sich so benehmen, wie er es an einem Strand tun würde. Bei dieser Übung wurde viel gelacht und man erkannte, dass die ersten Versuche, kreativ zu werden und sich gehen zu lassen, doch eine Herausforderung darstellten. Wir schlossen die erste Sitzung damit ab, dass wir eine Konzentrationsübung namens „Spiegel“ durchführten. Hierbei standen die Teilnehmer paarweise zusammen und jeweils einer imitierte sein Gegenüber. 

An der zweiten Sitzung nahmen sechs SchülerInnen teil. Wir begannen wieder damit, uns in einen Kreis zu stellen und uns auf das Hier und Jetzt zu konzentrieren. Später erfolgten Aktivierungsübungen („Wizz“). Daraufhin liefen wir wieder durch den Raum, um uns aufeinander einzustimmen. Wir versuchten, nicht miteinander zu reden. Dabei wurde das Tempo variiert; mal liefen wir schneller, mal langsamer. Dabei stellte es eine Herausforderung dar, anderen Teilnehmern aus dem Weg zu gehen, da man jegliche Kommunikation unterlassen sollte. Auf diese Weise stimmten wir uns aufeinander ein und hatten in den Übungen, die auf diese folgten, weniger Hemmungen, uns gehen zu lassen. Eine andere Übung bestand darin, sich an das Hineinversetzen in eine andere Person heranzutasten. Hierbei sollten die TeilnehmerInnen Lehrpersonal anhand ihrer Gangart nachahmen. Die Teilnehmer sollten raten, welcher Lehrer dargestellt worden ist. Diese Übung sollte den Teilnehmern ein Gefühl dafür geben, wie die eigene Wahrnehmung sich von der Fremdwahrnehmung unterscheidet. Denn Anfänger tendierten dazu, bei Aufführungen Gestik und Mimik zu übertrieben darzustellen, was den Erkennungsgehalt für die Zuschauer sehr mindert. Ferner spielten wir Tennis, jedoch lediglich visuell. Bei dieser Aktivität wurde das Improvisationsvermögen der einzelnen Teilnehmer gestärkt. Die Sitzung endete damit, dass jeder Teilnehmer eine Filmszene nachspielte, und zwar sollte man an einem Hafen ankommen, an dem gerade ein Schiff ablegte, auf dem sich eine geliebte Person befand, von der man sich nicht mehr verabschieden konnte. Die Teilnehmer hatten sichtlich Spaß an der Dramatik in dieser Szene. Jeder einzelne spielte sie einmal vor, erhielt daraufhin eine Rückmeldung von Pascale und Ratschläge, um es beim zweiten Durchgang zu verbessern. Schnell wurde für die Teilnehmer ersichtlich, dass oftmals weniger mehr ist. Vor allem hat es geholfen, sich die Person beziehungsweise das Schiff bildlich vorzustellen. 

In der dritten Sitzung waren fünf Teilnehmer anwesend. Wir begannen damit, uns körperlich wie gedanklich aufzuwärmen. Hierfür schüttelten wir unsere Arme und Beine, klopften uns zunächst auf die Brust und schließlich auf den gesamten Körper. Dabei wurde den Teilnehmern erklärt, dass die Hände wichtig sind beim Schauspielern. Wenn diese verkrampft seien, hätte man ebenfalls Schwierigkeiten damit, die Stimme zielgerichtet einzusetzen. Weiterhin im Kreis stehend, aktivierten wir uns gegenseitig, indem jeder einzelne einen Laut von sich gab, der von anderen Teilnehmern mit entsprechender Bewegung nachgeahmt werden sollte. Darauf folgte eine Art „Orchester mit Lauten und Tönen“: Ein Teilnehmer stellte sich als „Dirigent“ vor die Gruppe und leitete sie lediglich mithilfe von Handzeichen an: Bewegung, Stimme heben oder senken, Lautstärke variieren und Tonlage ändern. Jeder folgte den Anweisungen des Dirigenten, die lediglich in Form von Handbewegungen und ohne Ton wahrnehmbar waren. Hierbei wurden Teamgeist und Aufmerksamkeit gestärkt. 

Bei einer weiteren Konzentrationsübung namens „oui, mais“ führten zwei Teilnehmer eine Unterhaltung miteinander, in der es galt, jede Aussage des Gegenübers mit Sätzen beginnend mit „oui, mais“ zu entgegnen. Durch das schnelle Antworten wurde die Fähigkeit gefördert, sich auf den Partner zu konzentrieren. 
Eine andereÜbung bestand darin, sich die Hände zu reichen und auf die Anweisungen von Pascale zu hören. Sie nannte einen Buchstaben, beispieslweise „A“. Daraufhin stellten die Teilnehmer, die sich immer noch an den Händen hielten, ein „A“ dar. Herausforderung war hierbei das Verbot, mündlich miteinander zu kommunizieren. Die Teilnehmer konnten sich gegenseitig lediglich mit Gestik und Mimik Anweisungen erteilen, da sie die Hände weiterhin festhalten mussten. Dies führte dazu, dass man noch aufmerksamer auf den Partner eingehen muss, um zu erkennen, was derjenige von einem verlangt. 

Schließlich spielte jeder Teilnehmer eine Filmszene, ohne dabei zu sprechen. Die Zuschauer sollten herausfinden, welche Szene gespielt wurde. Der Schwierigkeitsgrad wurde dahingehend gesteigert, dass man in mehrere Figuren gleichzeitig schlüpfen sollte. Auch hier galt es, weiterhin still zu sein und dies lediglich durch Mimik und Gestik zu kommunizieren. Die Zuschauer sollten jedes Mal den Rollenwechsel erkennen können.  
In der vierten Woche starteten wir zunächst mit dem Ritual, das Aufwärmübungen im Kreis vorsah. Dabei wurden erneut Körperteile durch Schütteln gelockert, die Gesichtsmuskulatur massiert sowie bukkale Übungen durchgeführt. Es folgten improvisierte Darstellungen verschiedener Rollen. Wichtig ist, dass sich die Teilnehmer über die Wirkung ihres Auftretens bewusst werden. Die Künstlerin wies darauf hin, dass man sich beim Spielen einer Szene Zeit lassen wollte, um das Vermittelte wie beabsichtigt wirken zu lassen. Die Teilnehmer spielten ohne zu sprechen eine konkrete Szene vor, in der jedoch eine vorausgegangenes Ereignis noch nachwirkte. Als Beispiel wäre hier das Beißen in einen verdorbenen Apfel zu nennen oder das Öffnen einer Weinflasche, was sich als schwierig erweist.  
Darüber hinaus wurde das Spielen des langsam eintretenden Todes geübt oder die panische Angst, die man empfindet, wenn man verfolgt wird. Auch in dieser Sitzung hatten die Teilnehmer sichtlich Spaß daran, sich in den verschiedenen Bereichen auszutoben und ihre Grenzen zu testen. Sie orientierten sich beispielsweise an ihnen bekannten Horrorfilmen. 

In der letzten Woche begannen wir erneut mit Aufwärm- und Lockerungsübungen für den Körper und die Stimme. Es folgte eine Improvisationsübung, bei der die Teilnehmer durch den Raum liefen und auf Ansage von Pascale eine Emotion darstellten, jedoch lediglich mithilfe nonverbaler Kommunikation. Der Schwierigkeitsgrad wurde dahingehend gesteigert, dass man weiterhin durch den Raum lief und bei Aufeinandertreffen mit einem anderen Teilnehmer, dessen Gefühlsregung übernehmen und diese verkörpern sollte.  

Schließlich wurden drei Stühle in die Mitte gestellt. Jeder Stuhl stand für eine Emotion:  Trauer, Freude und Wut. Die Teilnehmer kreisten um diese Stühle und sagten jeweils den Satz „Ech hunn dech gär“ oder „Ech haassen dech“. Das Besondere bei dieser Übung war, dass die Teilnehmer von Stuhl zu Stuhl liefen und den am Anfang ausgewählten Satz beibehielten, ihn jedoch in jeder der drei Gefühlsregungen so überzeugend wie möglich aussprechen sollten. Dieser Moment war für Teilnehmer und Kursleiter spannend, da man deutlich feststellen konnte, wie schwierig es war, einen an sich positiven Satz zu jemand Fremdem und in überzeugender Art und Weise, zu sagen.  

Aufgrund der Corona-Krise war es uns nicht möglich, den Theaterunterricht fortzusetzen, sodass es bei nur fünf Sitzungen verblieb. Demzufolge konnte die geplante Vorführung nicht stattfinden. Es war uns dennoch wichtig, den SchülerInnen für ihre Teilnahme ein Zeugnis auszustellen, um sie für ihr Engagement zu belohnen.  
Ein Schüler fing uns Lehrer im Flur ab, um zu fragen, ob wir die Theaterkurse nächstes Jahr fortsetzen würden. Wir teilten ihm mit, dass das ganz in unserem Sinne liege. Diesbezüglich erwies Pascale Adam sich bereit, uns auch nächstes Jahr in unserem Projekt zu unterstützen, sofern es hinsichtlich ihrer Terminplanung machbar wäre. 

Abschließend möchten wir uns beim Bildungsministerium, beim SCRIPT und beim Kulturministerium für die finanzielle Unterstützung bedanken. Ohne diese wäre die Durchführung des Projekts und damit der Gewinn dieser wertvollen Erfahrung für uns und für die Teilnehmenden nicht möglich gewesen.  

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